Die Schwimmer haben die Vakanz auf der Position des Chefcoaches beendet. Bodo Ungerechts und Aktive übernehmen.

Peter Burkamp
06.04.2022 | Stand 06.04.2022, 18:32 Uhr 

Bielefeld. Zunächst war es nur als Interimslösung gedacht, jetzt ist es eine mit Perspektive. Bodo Ungerechts betreut in einem Team zusammen mit Aktiven weiter als Trainer die erste Wettkampfmannschaft der Wasserfreunde Bielefeld. Der Sportwissenschaftler hatte dem Verein aus eigenem Antrieb seine Hilfe angeboten, um die Zweitbundesliga-Teams des Klubs auf die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften vorzubereiten. Wegen Corona wurden die Wettbewerbe Anfang des Jahres ein weiteres Mal abgesagt. Ungerechts bleibt trotzdem.

„Es gab Gespräche mit dem Vereinsvorstand und den Aktiven darüber, wie ich unter bestimmten Voraussetzungen als Trainer weitermachen könnte“, sagt Ungerechts. Den klassischen Trainer, der in jeder Übungseinheit stets vor Ort ist, wollte er wegen des großen Aufwands nicht geben. So entstand das Trainerteam.

Mannschaft kann sich gut organisieren

Wie lange dieses Projekt dauern soll, ist nicht bestimmt. „Darüber haben wir kein Wort verloren. Es gibt erstmal das Grundvertrauen, dass ich nicht einfach plötzlich aufhöre“, so Ungerechts. Für seine Entscheidung spielte eine Rolle, dass er auf eine Mannschaft stieß, „die sich selbst gut organisieren kann.“ Das musste sie zwangsläufig lernen. Nachdem der langjährige Trainer Christof Taube 2020 seine Tätigkeit beendet hatte, suchten die Wasserfreunde vergeblich nach Ersatz.

Schwimmer der ersten Mannschaft nahmen das Coaching selbst in die Hand. Und sie mussten parallel dazu mit den Folgen der Corona-Pandemie umgehen. Erschwerend kam hinzu, dass die Renovierung des Isharas mehr Schwimmzeiten kostete als erwartet. Seit einigen Wochen läuft der Trainingsbetrieb wieder. Am Wochenende absolvierten die Wasserfreunde auch schon einen Wettkampf. In Hannover traten sie beim Namensvettern an. 51 Klubs hatten gemeldet, die Wasserfreunde Bielefeld wurden in der Gesamtwertung Zweiter.

Jahrzehntelang A-Lizenztrainer für den DSV ausgebildet

Zum Trainerteam gehören neben Ungerechts die Schwimmer Gabriel Lotz, Ilka Bathge und Torben Knollmann. Die Idee hinter der Teamlösung ist, dass einer oder mehrere der Aktiven in absehbarer Zeit in die Trainerrolle schlüpfen. Mit Hilfe des erfahrenen Bodo Ungerechts. Der 74-Jährige hat jahrzehntelang A-Lizenztrainer für den Deutschen Schwimmverband (DSV) ausgebildet und unterstützt nun seine „Kollegen“ in ihrer Trainerentwicklung. „Wenn ich nicht am Beckenrand stehe, übernimmt ein Aktiventrainer die Ansagen. Ich bin donnerstags und ab und zu auch dienstags vor Ort“, erklärt Ungerechts.

Mündige Schwimmer ausbilden

Die Trainingsprogramme werden im Vorfeld erarbeitet und gemeinsam besprochen. Dazu trifft sich das Trainerteam in einer Onlinegruppe. Dabei setzen die Trainer auf Individualität und Eigenverantwortung der Schwimmer. Zielzeiten werden gesetzt und in regelmäßigen Abständen abgeprüft. „So merkt man im Training: ich werde besser“, sagt Ungerechts.

Wenn der promovierte Biologe und forschende Biomechaniker vor Ort ist, profitieren die Schwimmer von seiner Expertise als Sportwissenschaftler, der sich in etlichen Forschungsprojekten und Publikationen mit Technik- und Trainingslehre im Schwimmen beschäftigt hat. Der Schwimmsport liegt Bodo Ungerechts am Herzen. Er möchte, dass sich die Wasserfreunde konsolidieren und sich mündige Athleten ausbilden. Darüber hinaus hat er Ideen zur Förderung des Schwimmsports, zum Beispiel die von einer Stadtmeisterschaft.

https://www.nw.de/sport/lokalsport/sport_in_bielefeld/lokalsport_bielefeld/23236508_Ein-Team-loest-das-Trainerproblem-der-Wasserfreunde.html